Interview der Corpszeitung mit Prof. Dr. Martin Dossmann (Vorsitzenden des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung)

Corpszeitung: Seit einem Jahr sind Sie 1. Vorsitzender des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung. Was genau macht dieser Verein?

Dossmann: Ziel des Vereins ist es, die Rolle des korporierten Studententums von ihren Anfängen bis heute zu erforschen und die Erkenntnisse in unserem Jahrbuch „EINST UND JETZT“ zu dokumentieren, der Gegenwart zu vermitteln, der Nachwelt weiterzugeben. 

Wir wollen die Entwicklung studentischer Sitten und Bräuche, beispielsweise Sprache, Couleur, Wappen, Liedgut, Ehrenbegriff und Mensur, korrekt darstellen, dabei Irrtümer und Legenden beseitigen. Zu unseren besonderen Anliegen gehört es, die Kämpfe und Irrwege des Corpsstudententums – insbesondere zwischen den Weltkriegen – und die Wandlungen des Korporationswesens darzustellen.

Corpszeitung: Wieso ist diese Arbeit für das Corpsstudententum wichtig? 

Dossmann: Studentische Bräuche, deren Ursprung zum Teil bis ins Spätmittelalter zurückreicht, werden immer noch praktiziert, ohne dass dem jungen Corpsbruder bewusst ist, woher diese kommen. Ähnlich verhält es sich mit täglich benutzten Ausdrücken wie „Fuchs“ oder „Mensur“. Beim Gesang unserer Lieder – beispielsweise „Burschen heraus!“ – wissen viele Corpsstudenten nicht mehr, welchen Ursprung der Ruf einmal hatte. Wenn man Ausdrücke benutzt oder Lieder singt, sollte man den Hintergrund kennen. 

Corpszeitung: Das Jahrbuch Ihres Vereins wird auch von Fachbibliotheken aufgenommen. Trägt Ihre Arbeit damit sogar zur wissenschaftlichen Debatte bei? Kann man das auch als Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit der Corps sehen?

Dossmann: Die Außenwirkung spielt eine große Rolle. Damit unsere Präsentationen wissenschaftlich wahrgenommen und weitergegeben werden, müssen sie zitierfähig sein. Dem Schriftleiter von „EINST UND JETZT“ ist in dieser Hinsicht viel zu verdanken.

Zur Öffentlichkeitsarbeit unserer Corps gehört es, sich klar zu definieren, Verwechslungen und Vorurteile auszuräumen. Die Geschichte unserer Corps, in der Toleranz gegenüber Religion, Weltanschauung und landsmannschaftlicher Herkunft stets eine herausragende Rolle spielte, ist hierfür der beste Beleg.

Corpszeitung: Würden Sie sich wünschen, dass mehr Corpsstudenten Mitglied des Vereins werden? Warum?

Dossmann: Man muss weder studierter Historiker sein noch Studentengeschichte selbst erforschen, um Mitglied zu werden. Jeder Corpsstudenten kann und sollte Mitglied unseres Vereins werden. 

Wenn mehr Corpsstudenten unserem Verein beitreten, bedeutet dies für uns, dass unsere Publikationen von corpsstudentischen Forschungsergebnissen stärker unterstützt werden.

Corpszeitung: Wie wird man Mitglied und warum lohnt es sich?  

Dossmann: Mitglied wird man sehr leicht online über unsere Homepage https://vfcg.eu

Eine Mitgliedschaft lohnt sich schon deshalb, weil jedes Mitglied unser Jahrbuch „EINST UND JETZT“ kostenlos zugeschickt bekommt.  

Corpszeitung: Gibt es Verpflichtungen für Mitglieder? 

Dossmann: Die einzige Verpflichtung ist die Zahlung des Jahresbeitrags von 35 €, Studenten bezahlen sogar nur 15 €. Und für Steuerzahler gilt: Da unser Verein gemeinnützig ist, kann der Beitrag als Spende bei der Steuererklärung geltend gemacht werden.

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